Directa ad decessorem. Ein kirchenhistorisch-philologischer Kommentar zur ersten Dekretale des Siricius von Rom
JbAC Ergänzungsband Kl. R. 8
Für die Kirchengeschichte bedeutet die Zeit des 4. und 5. Jahrhunderts eine eminente Zäsur, in der die Kirche eine immer stärkere institutionelle Ausprägung erfährt und der römische Bischof im Westen, aber auch im Osten des Reichs zunehmend einen primatialen Anspruch erhebt. Schriftlich dokumentiert findet sich dieser in den sog. Dekretalen, zumeist Antwortschreiben auf Anfragen der Amtsbrüder, deren Befolgung als autoritative Anweisungen die römischen Bischöfe erwarten. Die Dekretalen treten als zweite Säule des frühen Kirchenrechts neben die altkirchlichen Synoden. Die älteste überlieferte Dekretale ist die nach ihren Anfangsworten benannte Directa ad decessorem aus dem Jahr 385 (JK 255), die Siricius von Rom als Antwortschreiben an den spanischen Bischof Himerius von Tarragona sandte und darin u. a. Bestimmungen bezüglich des Umgangs mit Apostaten, der Enthaltsamkeit des höheren Klerus und der kirchlichen Ämterlaufbahn traf. Die Untersuchung widmet sich diesem zentralen Text und analysiert ihn unter kirchenhistorischer und philologischer Perspektive. Im Anhang folgt eine Erörterung der so oft umstrittenen Autorschaft der Dekretale Ad Gallos episcopos.
(Münster 2011)
Christian Hornung